Die letzten Tage der Menschheit
Der hundertste Jahrestag der „Urkatastrophe“ des vergangenen Jahrhunderts brachte den Ersten Weltkrieg in unser Bewusstsein zurück, Parallelen zur heutigen Zeit nicht ausgeschlossen.
Das Theater Purkersdorf programmierte „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus ganz bewusst für das Sommer-Theater 2014. Einer der bedeutendsten satirischen Schriftsteller dieser Zeit hat in seiner Zeitschrift „Die Fackel“ in 220 Szenen mit dem ersten Weltkrieg abgerechnet. Angefangen beim Attentat in Sarajewo über die Kriegsbegeisterung bis hin zum infernalischen Kriegsende. Regisseur Manfred Cambruzzi hat für die Open-Air Aufführung im Steinbruch Dambach 30 Szenen ausgewählt, in denen dem Publikum in 2 Stunden die Dummheit und Gedankenlosigkeit der Verantwortlichen: der Offiziere, der Beamten, der Kriegsgewinnler und der sensationslüsternen Presse vor Augen geführt wurde.
Mut kann man nicht kaufen
Sowohl künstlerisch wie auch finanziell ging das Theater Purkersdorf mit dieser Produktion ein großes Wagnis ein. Immerhin handelt es sich bei „Die letzten Tage der Menschheit“ nicht unbedingt um ein typisches Sommertheaterstück und galt über viele Jahre hindurch sogar als unspielbar. Doch es hat sich gelohnt. Waren die Zuschauerzahlen am ersten Wochenende noch im bescheidenen Rahmen, so konnte über die vierwöchige Spielzeit ein stetiger Anstieg an Zusehern verzeichnet werden.
Unser Publikum wurde zum „Zeitzeugen“ beim Untergang der k&k Doppelmonarchie. Durch das minimalistische Bühnenbild konnte man sich voll und ganz auf die zynischen Texte von Karl Kraus in den unterschiedlichsten, teils skurrilen Szenarien, die jedoch alle auf Tatsachen beruhen, konzentrieren. Konnte man anfangs noch über die Dummheit und Arroganz der handelnden Personen lachen, so offenbarten sich im Laufe des Abends immer mehr die Gräuel und das Elend des Krieges und das Lachen wich betretenem Schweigen. Dementsprechend verhalten war der Applaus am Ende des Stückes, nachdem die von Frank Hoffmann eingesprochene Stimme Gottes verkündete „Ich habe es nicht gewollt“. Dies lag jedoch nicht der Qualität der Aufführungen, sondern vielmehr an der Betroffenheit des Publikums – und auch das macht gutes Theater aus.
Mitwirkende
Regie
Manfred Cambruzzi
Darsteller
Alfred Bollauf
Clemens Cambruzzi, Manfred Cambruzzi, Rosi Fahrecker, Hedwig Hecht, Peter Hecht, Paula Hellein, Heinz Hiermaier, Markus Hoffmann, Christa Holler, Josef Holler, Elfriede Karasegh, Michael Köck, Helga Konwalinka, Michael Magenbauer, Jörg Mathera, Inge Nemec, Johann Oswald, Eva Peschta, Henriette Pettirsch, Sabrina Pettirsch, Robert Piller, Ernst Pirker, Gunther Polak, Rosi Prochaska, Walter Prochaska, Raoul Rubess, Heinz Scharb, Sonja Schauer, Lena Scherz, Lydia Schmatz, Stephanie Schmid, Wilhelm Seledec, Christa Toifl, Rudolf Toifl, Helmut Tschellnig, Gertrude Waizmann, Hanni Weiss, Heinz Weiss, Christian Wielander
Kostüme, Ausstattung, Requisite Traude Eibner
Beleuchtung, Verfolger Andrea Hecht Bernd Sykora
Elektrotechnik Günther Dittrich Heinz Pettirsch
Ton & Licht Vienna Sound / Vienna Light Bühnenbau,
Spezialeffekte Peter Türkel
Souffleuse Brigitta Türkel
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