Einen Jux will er sich machen
„Wenn man nur aus unkompletten Makulaturbüchern etwas vom Weltleben weiß, wenn man den Sonnenaufgang nur vom Bodenfensterl, die Abendröthe nur aus Erzählungen der Kundschaften kennt, da bleibt eine Leere im Inneren, die alle Ölfässer des Südens, alle Haringfässer des Nordens, nicht ausfüllen, eine Abgeschmacktheit die alle Muskatblüth Indiens nicht würzen können.“
Als der von der Einförmigkeit seines Alltags frustrierte Kommis Weinberl von seinem Chef Zangler in Aussicht gestellt bekommt, Associé (Kompagnon, Mitinhaber) in dessen Gemischtwarenladen werden zu können, räsoniert er über sein bisheriges Leben. Anstatt wie aufgetragen, in Zanglers Abwesenheit auf das Gwölb der Gewürzwarenhandlung aufzupassen, begibt sich Weinberl mit dem Lehrling Christopherl, der einiges über die große Welt zu lernen hofft, in die nahe gelegene Hauptstadt, um endlich einmal ein „verfluchter Kerl“ zu sein. Schneller, als ihnen lieb ist, kommt es zu den turbulentesten Begegnungen. Sie laufen ihrem Chef Zangler in die Arme, der seine zukünftige Gattin besucht, machen Bekanntschaft mit anspruchsvollen Damen der Gesellschaft sowie mit Marie, Zanglers Mündel, die mit ihrem vom Vormund nicht goutierten Liebhaber August Sonders fliehen will. Schließlich geben sie sich sogar als das Liebepaar Marie und August aus, bis fast alle handelnden Personen gleichzeitig aufeinander treffen. Gerade noch entkommen die beiden und kehren reumütig zum Geschäft zurück. Dort ertappen sie zwei Einbrecher auf frischer Tat und werden dafür von Zangler belobigt. Auch Marie und August dürfen einander endlich in die Arme schließen. Letzen Endes ist Weinberl, der seiner Angebeteten einen – erfolgreichen – Heiratsantrag macht, ist von seiner Sehnsucht ein „verfluchter Kerl“ zu sein, geheilt.
Zeitlose Unterhaltung
Das Stück hat auch noch 170 Jahren nichts an Sprachwitz, turbulenter Situationskomik und temporeichen Verwechlungen verloren. Bissig, ironisch, zynisch, dann wieder derb und fast sentimental. Nahtlos reihen sich die Gags und minutiös erarbeiteten Szenen aneinander, ohne Bruch geht bissige Sozialkritik in leichte Unterhaltung über. Großes österreichisches Volkstheater ist angesagt, Sommertheater auf höchstem Niveau.